E-Mobilität erzeugt zusätzlichen Handlungsbedarf.
Die Tiroler EU-Abgeordnete Barbara Thaler berichtet in ihrer Kolumne direkt aus dem Europaparlament über den Zusammenhang von E-Autos und Rohstoffversorgung in Europa.
Spätestens seit der Energiekrise ist die Diskussion über die Rohstoffe Europas voll im Gange. Neben der Herstellung von Halbleiterprodukten und der Windenergietechnologie, gibt es besonders im Verkehrsbereich Handlungsbedarf. Der Übergang zu batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen und ein breiter Elektrifizierungsschub bedeuten, dass wir zukünftig eine deutlich höhere Nachfrage nach Batterien für E-Autos haben werden.
Eine aktuelle Studie der belgischen Universität Leuven zeigt, dass Europa in absehbarer Zukunft hier fast vollständig von Importen aus einigen wenigen Drittländern abhängig ist und bleiben wird. E-Autos haben, hauptsächlich bedingt durch die energie- und rohstoffintensive Herstellung der Batterie, einen deutlich höheren Bedarf an Rohstoffen im Vergleich zu Alternativen, wie Biokraftstoffe oder synthetische Kraftstoffe.
Die Studie zeigt deutlich, dass Europa ohne hohe Investitionen in heimische Minen und Raffinerien fast vollständig von Importen der dringend benötigten Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt abhängig bleiben wird. Jeder von uns bekommt aktuell beim Blick auf Strom- und Energiepreise schmerzlich vor Augen geführt, wie gefährlich solche Importabhängigkeiten sind. Ich habe es schon oft gesagt und ich sage es wieder, ich bin überzeugt, dass Europa den Verbrennungsmotor auch weiterhin braucht. Wenn wir einen technologieneutralen Wettbewerb unter den alternativen Kraftstoffen zulassen, können auch Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe ein Teil unserer Mobilität der Zukunft werden. Setzen wir hingegen ausschließlich auf batteriebetriebene Mobilitätsformen – wonach es momentan leider aussieht -, bleiben alle Versprechungen zur Rohstoffpolitik Europas nur Lippenbekenntnisse. Europa muss seine Rohstoffabhängigkeit verringern, nicht verlagern.
„Europa muss seine Rohstoffabhängigkeit verringern, nicht verlagern“
MEP Barbara Thaler
Weiters kommt die Studie zu dem Schluss, dass bei diesen Rohstoffen und bei Kupfer ohne eine Erhöhung der weltweiten Bergbauinvestitionen Engpässe bis 2030 zu erwarten sind.
Hier muss gehandelt werden. Aus diesem Grund habe ich eine Initiative gesetzt und gemeinsam mit der Unterstützung von 46 Kolleg:innen eine parlamentarische Anfrage an die Europäische Kommission gestellt. Darin stellen wir ganz klare Fragen, unter anderem wie sich die geostrategische Abhängigkeit der EU durch das Verbot des Verbrennungsmotors und die Umstellung auf reine Elektromobilität verändern wird. Außerdem will ich wissen, welche Auswirkungen die mögliche Engpasssituationen von Rohstoffen auf die zu erwartende Preisentwicklung von Elektrofahrzeugen haben werden, da sowohl Händler als auch Konsumenten ein Recht darauf haben, zu wissen, was sie erwartet, wenn schon solche Entscheidungen politisch getroffen werden. Und, und das ist eigentlich die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang: Gibt es eine detaillierte Analyse der Rohstoffverfügbarkeit und der daraus resultierenden geostrategischen Abhängigkeiten?
Die Europäische Kommission hat jetzt ein paar Wochen Zeit, um Antworten zu liefern. Ich bin sehr gespannt und werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten.
Du hast Fragen zu meiner Arbeit? Dann schreib mir unter barbara.thaler@europarl.europa.eu
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