EU-Kolumne von Barbara Thaler: Entscheidende Energiefrage

Foto: Pristach

Wie viel zahlen wir in Zukunft für unseren Strom?

Die Tiroler EU-Abgeordnete Barbara Thaler berichtet direkt aus dem Europäischen Parlament über die Entwicklung der Energiepreise.

In vielen Teilen Europas ist der Energiepreis in den vergangenen Monaten um bis zu 300 Prozent angestiegen. Um die Gründe dafür zu verstehen, müssen wir uns zuerst anschauen, wie der Strompreis entsteht. Durch den verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien in der Energieproduktion sinken die eigentlichen Produktionskosten. Konventionelle Kraftwerke, also Kohle und Gas, auf deren Strom ein CO2-Preis bezahlt werden muss, müssen aber in Reserve gehalten werden, falls Wind und Sonne nicht genug Energie liefern. Diese Reserve wird einerseits über die Netzkosten von allen bezahlt und wenn sie tatsächlich anspringen, dann bestimmt dieser teure Strom den Marktpreis. Somit wird der Strom teurer, sobald der Gaspreis steigt. Denn Gas ist ein Rückgrat sowohl für das Heizen als auch für die Stromerzeugung.

Der Gaspreis hat sich heuer so enorm gesteigert, weil der Bedarf an Energie international gesehen höher ist. Dazu kommt noch, dass der kalte Winter letztes Jahr unsere Gasspeicher leer gemacht hat und es weltweit nur wenige große Gaslieferanten gibt. Auch der Preis für die Zertifikate des bestehenden EU-Emissionshandelsystems (ETS) ist angestiegen. Und weil das noch nicht genug ist, letztes Jahr gab es weniger Wind in Europa und somit hat sich auch die Menge an erneuerbaren Energiezufuhren verringert und musste ersetzt werden.

Also ein Jahr, an dem uns nicht nur Corona an die Grenzen bringt, sondern auch unsere Energiezufuhr?!

Mit dem Beschluss des Green Deals haben sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu entschieden, die Nettoemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken und bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Das heißt für uns, umsteigen von fossilen Brennstoffen auf erneuerbaren Energien. Für die EU ist es entscheidend, unabhängiger von fossilen Energieträgern und der daraus schwankenden Preise zu werden. 2020 haben die erneuerbaren Energieträger in der EU zum ersten Mal die fossilen Brennstoffe als wichtigste Energiequelle überholt. Ein Zeichen, dass es in die richtige Richtung geht.

“Leistbare und saubere Energie ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch.

MEP Barbara Thaler

Für mich stellt sich hier die Frage, können wir uns das in Zukunft leisten? Denn Energie muss in Zukunft nicht nur sauber sein, sie muss auch leistbar sein. Es ist nämlich unzumutbar, dass sich in Europa Menschen Sorgen machen, wie sie im Winter ihre Wohnungen warm bekommen. Außerdem gilt: Ohne Strom keine Wirtschaft. Nahezu alle Sektoren sind davon betroffen und spüren die Entwicklungen. Leistbare und saubere Energie ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch. Sie ist die Basis für Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit in Europa. Um das zu erreichen, müssen wir bei den Gesetzespaketen zum Green Deal auf echte Technologieneutralität setzen. Nicht nur bei den Überschriften, sondern auch bei den Fußnoten und den Anhängen der zukünftigen Gesetze.

Nur so werden wir es schaffen, dass alle Regionen Europas ihre eigenen Stärken ausspielen können, damit Ressourcen so effizient wie möglich eingesetzt werden.

Wie ist deine Meinung dazu? Schreib mir unter der Adresse barbara.thaler@europarl.europa.eu


Zum Nachlesen:

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